Vegan vs Massentierhaltung
Es ist ein heißer, fast religiös anmutender Kampf unter den Ernährungsformen entstanden. Leider verhindern solch starke Emotionen oft einen klaren Blick auf die Dinge. Der aber gerade bei Gesundheit sehr wichtig ist und ja Ernährung hat viel mit Gesundheit zu tun, sehr viel sogar!
Wie kann man sich also einem solch emotional komplexen Thema nähern? Am besten sachlich und mit viel Sarkasmus natürlich.
Mich hat schon immer brennend interessiert wie unsere Vorfahren gelebt haben. Wie haben sie gedacht, in welchen Maßstäben, mit welchen Überzeugungen? Was tat man den ganzen Tag als Steinzeit Homo-sapiens? Wir werden es wohl nie erfahren, leider. Daher müssen wir uns auf Untersuchungen stützen, die mehr oder weniger in einer Zeit entstanden sind, als wir das geschriebene Wort schon gut kannten und mit den Aufzeichnungen arbeiten die es gibt. Weston Price hat so eine Arbeit vollbracht. In den 1920-30er Jahren ist er um die ganz Welt gereist und hat sich auf die Suche nach der Ursache für Karies gemacht. Entdeckt hat er dabei unglaublich viel über Menschen, die vor der industriellen Revolution lebten. Einer der kontroversesten Funde war, dass er keine Vegetarier oder Veganer fand. Nirgends auf der Welt. Nicht im Eis der Arktis, noch im Jungle Brasiliens oder den Inseln des Pazifik.
„In creating knowledge from a human standpoint, people trap themselfes in their own limited world.“
Zhungzi, the way of nature
Der Nährwert der Nahrung, die naturnahe Menschen aßen, hatte eine 15-50! mal hören Nährstoffgehalt als die damalige westliche Ernährungsweise. Wahrscheinlich auch einen deutlich hören als der heutigen westlichen Diät.
Was Dr. Weston Price in keinem Naturvolk gefunden hat waren Veganer und Massentierhaltung. Beides Extreme der Neuzeit. Minderwertiges Essen und einseitiges Essen. Beide haben große Nachteile, die wir hier genauer beleuchten wollen.
Vegan. Eine Ernährung, die sich ausschließlich von Pflanzen und ihren Früchten ernährt und auf alle Produkte tierischen Ursprungs verzichtet. Dazu zählen Fleisch, Fisch, Milch (und Milchprodukte), Eier und Honig. Wie es sich mit vergorenem verhält weiß ich nicht genau, da gibt es sicher Unterschiede ob Bakterien als pflanzlich gelten oder nicht.
In der Kategorie Vegan habe ich vor allem zwei Gründe kennengelernt, warum auf tierische Produkte verzichtet wird. Gesundheit und Tierwohl/Umwelt. Beides sehr gute und ehrbare Ziele, die ich selbst bedingungslos unterstütze und auch in meiner täglichen Praxis als Tips zum besten gebe.
Was sind nun die Vorteile und die Nachteile?
Vegan
Vorteile:
Veganer essen i.d.R. sehr bewusst! Das ist ein großer Pluspunkt und die Kost ist meist sehr ballaststoffreich.
Nachteile:
Nährstoff-Mängel sind das Kernproblem, dass ich in der Praxis sehe wenn ich im Rahmen der Ernährung von Veganern/Innen konsultiert werde. Eiweißmangel, Vitamin B12, Eisen und etliche weitere Stoffe, die nahezu ausschließlich im Tier verwertbar für den Menschen vorkommen.
Das einzige, für den Menschen adäquat verwertbare pflanzliche Eiweiß stammt aus Soja. Tofu um genau zu sein. Die essentiellen (vor Körper nicht selber herstellbar) Aminosäuren (kleinster Teil des Eiweiß) sind zwar in der Summenformel gleich, nicht aber in Ihrer Strukturformel. Das zentrale Kohlenstoff Atom ist gedreht. Links und rechts drehende Aminosäuren. Klingt erst mal nach nicht viel, macht aber für den Körper einen großen Unterschied.
Vitamin B12 kommt ausschließlich in rotem Fleisch und Eiern vor. Hier ist auch ein Teil meiner persönlichen Kritik: eine Ernährung, die zwingend auf Tabletten angewiesen ist, ist für mich nicht natürlich genug um als ganzheitlich gelten zu können.
Eisen, welches auch nur in adäquat resorbierbarer Form in rotem Fleisch vorkommt, ist neben B12 das häufigste Supplement für Veganer.
Der zweite große Nachteil ist, dass Vegan häufig als Einstieg in die Essstörung dient und in Frankreich ist Magersucht die zweit häufigste Todesursache für junge Mädchen und Frauen ist.
Der dritte Nachteil ist saisonal und regional. Im Winter und Hochsommer sind oft wenige essbare Pflanzen von Natur aus in unseren Breitengraden zu haben. Es ist also nötig Nahrung aus anderen Regionen der Welt z.B. Avocados aus Südamerika zu importieren. Was die Nachhaltigkeitsbilanz deutlich ins Minus bringt und nein, nur weil andere auch etwas schlechtes tun, ist das keine Rechtfertigung für das eigene (schlechte) Verhalten!
Massentierhaltung
Vorteile:
Es ist sehr billig. Jeder, kann sich diese Ernährungsform leisten. Vom Sozialhilfeempfänger bis zum Milliardär. Manche müssen sich diese Ernährungsform leisten, da ihnen für Feinkost das Geld fehlt.
Außer dem Preis, der künstlich durch Subventionen gehalten wird und damit nicht den realen Preisen entspricht, gibt es aber nur Nachteile.
Nachteile: Tierleid, ist eines der größten Themen in dem Zusammenhang und eines der wichtigsten. Mir ist es völlig unverständlich, wie so etwas bewusst möglich ist. Aber, vielen ist es wohl nicht bewusst (Bildung/Aufklärung?).
Medikamente werden in völlig absurden Mengen verabreicht, um die Tiere überhaupt unter solchen Bedingungen halten zu können, ohne dass diese alle sterben, lange bevor sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Diese Medikamente enden dann in unseren Körpern und in unserem Grundwasser.
Die Qualität des Fleisches ist sehr schlecht. Es ist kein Lebensmittel mehr sondern ein billiges Nahrungsmittel mit mehr Nebenwirkungen als positiven Effekten.
Mangelhaft oder Günstig sind also nicht die Lösung, was aber ist die richtige Ernährungsform? Da gibt es nicht eine für alle. Jeder muss seine eigene Ernährungsform finden. Dabei gilt es aber nicht platten Vorurteilen, Werbemaßnamen oder ausgefeilter Propaganda (Gamechanger und Co.) auf den Leim zu gehen.
Meine Ernährung:
Lowcarb, also wenig Kohlenhydrate. Insulin ist ein komplexer Regelmechanismus, der in der westlichen Welt sehr häufig durch Zucker und Carbs völlig überlastet ist.
Reich an Nährstoffen. Es gibt kein Lebensmittel, dass mit Eiern und Leber mithalten kann was die Inhaltsstoffe angeht.
Viele gute Fette. Das sind, jetzt kommt der Hammer, die tierischen und nicht die pflanzlichen! Tierisches Fett begleitet den Menschen schon seit Millionen von Jahren. Pflanzenöle (nicht Oliven und Kokosöl) gibt es erst seit der industriellen Revolution. Es ist eines der am stärksten verarbeiteten Lebensmittel überhaupt. Es oxidiert unglaublich leicht und kann damit für oxidativen Stress in der Zelle sorgen (4-hne). Also rann an den Speck.
Enthält viele Ballaststoffe. Zu vielen meiner Mahlzeiten, gibt es einen großen Salat mit viel Olivenöl. Das Grünzeug esse ich vor allem für meine Darmbakterien und dem darin enthaltenen Kalium, die Eier und den Bacon für mich. Das Fett im Bacon ist größtenteils einfach ungesättigt, genau wie im Olivenöl (nur mal so als Hinweis).
Getreidearm. Mein Essen ist 100% getreidefrei. Wer unbedingt Gluten essen möchte, sollte schauen wie hoch die persönliche Toleranz des Körper/Darms ist. Gluten kann die unangenehme Eigenschaft haben, die Ursache für Leaky-Gut zu sein. Eine Erkrankung, bei der die Funktion der Darmbarriere gestört wird. Dabei können Stoffe in den Körper gelangen, die dort so nicht hingehören. Lectin, ein Stoff in den meisten rohen Gemüse, kann den gleichen Effekt haben. Lectin kann durch Hitze entschärft werden. Gluten leider nicht.
Regional, saisonal und biologisch. Meine Ernährung kommt zum größten Teil aus einem Umkreis von 100 km und kommt ohne große Fabriken aus. Gemüse kommt vom Wochenmarkt, das Fleisch aus dem Wald und von unserem lokalen Demeter-Hof. Dort beziehen wir auch unsere Butter, Käse und Eier. Die Tiere leben auf einer Weide oder im Wald (Wildfleisch) mit hoher Biodiversität, ohne GMO (genmanipuliert) Kraftfutter und Antibiotika. Es gibt das an Gemüse zu kaufen was Saison hat. Keine langen Transportwege und nachhaltig.
Ich möchte aber ehrlich sein, diese Ernährungsform ist teuer und nicht für jeden machbar. Es ist ein Projekt geplant, „Low Carb, High Quality auf Budget“. Soll heißen: saisonal, regional und bio mit einem begrenzten Budget. Wie kann der Fußabdruck so gering wie möglich gehalten werden, mit möglichst hoher Qualität und was kostet es wirklich. Worauf muss verzichtet werden, was kann man sich gönnen und wie viele Supplements müssen aufgrund von Mängeln zugeführt werden.
Wenn wir nun die beiden extremen Seiten schwarz und weiß betrachten, Vegan und Massentierhaltung, fällt schnell auf, dass die meisten Mensch sich mit ihrem Ernährungsstil dazwischen befinden.
Es ist wie mit den meisten Dingen, es gibt nur wenige, oft laute Extreme. Die Meisten aber sind in den diversen Abstufungen beheimatet und das ist auch gut so. Denn Extreme sind selten gesund!
Veränderungen im Lifestyle brauchen Zeit. Eine Ernährungsänderung ist eine Veränderung über Zeit. Ich selbst habe Jahre gebraucht meine Ernährung zu verbessern und bin mit diesem Projekt auch noch lange nicht fertig. Ich finde jede Veränderung sollte damit beginnen, dass wir Verantwortung übernehmen. Verantwortung für unsere Gesundheit und unser Handeln. Alles beginnt mit dem ersten Schritt. Der erste Schritt ist es nicht alle Tiere der Welt retten zu wollen oder das Klima. Verantwortung für ein Problem zu übernehmen, welches sich unserer Kontrolle entzieht, klingt mehr nach Flucht vor den persönlichen Problemen, als einer echten Agenda zur persönlichen Verbesserung.
Ich persönlich propagiere eine Ernährung, die sich an den Jahreszeiten und der Region orientiert in der ich lebe. Wenn ich die lokalen Bauern unterstütze, sehe ich eine echte Veränderung und unterstütze diejenigen, die so arbeiten, dass ich ein gutes Gewissen habe. Für mich ist weder die Avocado aus Südamerika noch das billige Steak aus Deutschland ein Weg zu mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit.
Wir sollten Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen und Ideologien vernachlässigen um unsere Gesundheit zu fördern! Geld spielt dabei eine Rolle, ja aber Gesundheit ist sehr viel Wert und Krankheit sehr teuer! Es lohnt sich die ideale Ernährung für einen Selbst zu finden, die die individuelle Gesundheit am besten fördert, ohne großen Einfluss von außen. Der Körper weiß was er braucht. Unsere Aufgabe sollte es ein, zu erkennen was das ist.
Wir wünschen euch viel Erfolg dabei!